Wie sich der Klimawandel auf den Kaffeeanbau auswirkt

Der Klimawandel ist ein globales Phänomen und wirkt sich auch auf die entlegendsten Winkel unserer Erde aus. Seit einigen Jahren erschweren die volatilen Regen- und Trockenperioden den Kaffeeanbau in Westuganda. Die Auswirkungen sind niedrigere Erträge und höhere Preise.

Die Arabica Kaffeebäume (Coffea arabica) reagieren sehr empfindlich auf äussere Einflüsse und gedeihen nur unter klimatisch stabilen Bedingungen. So spielen die Sonnen- und Niederschlagsmengen während der Reifezeit eine entscheidende Rolle. Ein ausgeglichenes Klima ohne extreme Hitze, mit genügend Regen und viel Schatten ist unabdingbar für eine gute Ernte. Arabica Kaffeebäume gedeihen am besten auf über 1000 Metern bei einer durchschnittlichen Temperatur zwischen 17 und 25° Grad. Zwar wächst der Arabica auch bis 2500 Meter, doch dauert die Reifezeit in höheren Lagen erheblich länger.

Steigende Temperaturen und ein übermässiger Anstieg der Niederschläge wirken sich negativ auf Ertrag und Aroma aus. Genügende Niederschläge begünstigen die Kaffeeproduktion zwar grundsätzlich, sie sind aber für einzelne Kaffeesorten nicht unbedingt vorteilhaft. Arabica Kaffeebäume befruchten sich selbst und benötigen keine Bienen oder Insekten, jedoch brauchen die Pflanzen einen festen Rhythmus zwischen Regen- und Trockenperioden damit sie blühen und danach Kaffeekirschen produzieren. Andernfalls werden die Bäume anfällig für Pilz- oder Insektenbefall.

 

Ernteeinbruch in Brasilien betrifft die ganze Welt

Der Kaffeebaum ist ein tropisches Gewächs. Bereits Temperaturen unter 5 Grad setzen der Pflanze erheblich zu. Bei Frost stirbt die Pflanze sogleich. Wenn der Kaffeebaum bereits durch Trockenheit geschwächt ist, wirken sich die niedrigeren Temperaturen besonders negativ aus.

Brasilien ist der grösste Kaffeeexporteur der Welt. 2021 herrschte in weiten Teilen des Landes eine der grössten Dürreperioden seit über 90 Jahren. Zur extremen Trockenheit kamen im Sommer noch ungewöhnlich niedrige Temperaturen hinzu.  In zahlreichen Kaffeeanbaugebieten wie im Bundesstaat Sao Paulo wurden Temperaturen um den Gefrierpunkt gemessen. Durch die extremen Wetterbedingungen ist der Kaffeeertrag regelrecht eingebrochen. Infolge davon ist der Kaffeepreis weltweit sprunghaft angestiegen und der Arabica wird derzeit auf dem höchsten Stand seit 2014 gehandelt. Was die einen freut, bereitet den anderen jedoch Stirnrunzeln.

 

Klimaforscher prognostizieren niedrigere Erträge

In einer Anfang 2022 publizierten Modellierungsstudie in der Fachzeitschrit PLOS ONE hat das Team um den Umweltwissenschaftler Roman Grüter von der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften festgestellt, dass sich die Anbaugebiete u.a. für Kaffee im Zuge des Klimawandels bis 2050 verschieben (verschlechtern) werden. Hierfür kombinierte sein Team die klimatische Entwicklungen anhand verschiedener Emissionsszenarien des Weltklimarates (IPCC) mit Informationen der Bodenbeschaffenheit. Nebst den klimatischen Veränderungen wurde auch der Einfluss von örtlichen Bodeneigenschaften auf die Standorteignung berücksichtigt. Die Resultate der Analyse lassen darauf schliessen, dass mit dem Klimawandel die Eignung vieler Anbaugebiete von Arabica-Kaffee erheblich abnehmen wird.

Die internationale Kaffeeorganisation ICO erwartet auf Grund der sich verändernde klimatische Bedingungen mittelfristig einen signifikaten Anstieg der Kaffeepreise. Laut Jahresreport wird erwartet, dass der globale Kaffeepreis unter anderem wegen genannter, klimatisch bedingter Ausfälle in den kommenden Jahren steigen wird.

Bild Modellierungsstudie Kaffee und Klima ZHAW Zürich

Klimaangepasste Bewirtschaftung

Die Kaffeeindustrie beschäftigt in Uganda rund 1,7 Millionen Kleinbauern und ihre Familien und ist  für ein Viertel der staatlichen Deviseneinnahmen verantwortlich. Allerdings werden die Ernteerträge durch den Klimawandel bedroht. Dieser Wandel ist direkt auch in ISULE spürbar. Heftige Regenfälle und lang anhaltende Dürreperioden nehmen zu und beeinflussen den Kaffeeanbau in dieser Region. Wir investieren daher einen Teil unserer Mittel in die klimaangepasste Bewirtschaftung auf den Plantagen.

Das Internationale Institut für tropische Landwirtschaft (IITA) in Nigeria ist eine der weltweit führenden Forschungseinrichtungen im Agrarsektor. Die Kernkompetenz der Organisation liegt in der Entwicklung praktikabler Lösungen im Agrarsektor.

Eine dieser Lösungen bei der klimaangepassten Bewirtschaftung ist die Bepflanzung der Plantagen mit Schattenbäumen. Diese schützen die Kaffeepflanzen vor zu starker Sonneneinstrahlung. Entscheidend dabei ist die Auswahl der richtigen Bäume, die von unterschiedlichen örtlichen Faktoren abhängig ist.

Die IITA sorgt für die wissenschaftlichen Grundlagen, bei der Umsetzung wird mit privaten Partnern aus unterschiedlichen Sektoren kooperiert. Die Organisation arbeitet aber auch eng mit Regierungen zusammen, wie in Uganda mit der National Agricultural Research Organisation. Einen Ausweg könnte hier das von der IITA entwickelte Shade Tree Advice Tool bieten. Auf Basis unterschiedlicher Auswahlfaktoren – wie z. B. Höhenlage des Terrains, Bodenfeuchtigkeit oder Temperatur – empfiehlt das Online-Werkzeug die zur Beschattung jeweils am besten geeigneten Bäume. Leider wurde das Tool bis heute noch nicht veröffentlicht. Dennoch lassen sich aus den Erkenntnissen generelle Handlungsanweisungen ableiten.

Um die Risiken künftiger Ernteausfälle zu minimieren, müssen die Kaffeeplantagen besser geschützt werden, damit sie resilienter gegen äussere Umweltfaktoren werden. Für den Schutz der empfindlichen Arabica-Bäume müssen mehr Schattenbäume gepflanzt werden. Wir nennen sie Schutzbäume (shield trees). Sie schützen die Kaffeebäume nicht nur vor übermässiger Hitze, sondern auch vor heftigen Niederschlägen.

Mittelfristig sollen die alten Kaffeebäume mit resilienteren Sorten ersetzt werden. Im Jahre 2021 starteten wir ein Wiederaufforstungs-Programm für den schrittweisen Ersatz der alten Bäume in ISULE. Möchtest Du das Projekt ebenfalls unterstützten?

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